Gastro-Szene in Berlin

Ein köstliches Menü aus Neuem und Etabliertem in der Berliner Gastronomie

Restaurant Kopps ©  Kopps, Foto: Stefan Hoederath

Berlin, 19.9.2017 In den letzten Jahren hat sich Berlin zu einem kulinarischen Hotspot entwickelt. Hier werden Trends nicht nur aufgegriffen, sondern auch gesetzt. Experimentierlaune, Weltoffenheit und einer Leidenschaft für Qualität treffen in der Metropole auf kulinarische Freigeister. In Berlin gibt es die meisten Michelin-Restaurants Deutschlands und eine Vielfalt an Geschmacks-erlebnissen. Ein Überblick.

Gourmets sehen Sterne

Die Ausgabe 2017 des Restaurantführers Michelin hat Berlin wieder einmal zur deutschen Gourmet-Hauptstadt gekürt. Die Berliner Sternerestaurants 2017 auf einen Blick:

Neue Trends in der Hauptstadt

Data Kitchen ©  Marcus Zumbansen

Mit der Data Kitchen am Hackeschen Markt hält die Digitalisierung Einzug in Berlins Gastro-Szene. Das Essen wird einfach über die Smartphone-App bestellt und bezahlt. Zur angegeben Zeit steht das frisch zubereitete Menü in einer Box der „Food Wall“ bereit. Die zumeist veganen saisonal-regionalen Gerichte können dann mitgenommen oder im minimalistisch-modernen Cafe konsumiert werden.

Ins Restaurant gehen, um selber zu kochen? Klingt widersprüchlich, ist aber eine gesellige und schmackhafte Angelegenheit. Im Friedrichshainer Stock & Stein wird Fleisch, Fisch und Gemüse auf einem 350 Grad heißen Naturstein – platziert mitten auf dem Tisch – nach eigenem Geschmack gewürzt und gegart. Dass das gleiche Prinzip auch auf Koreanisch funktioniert, zeigt das Ssam Korean Barbecue. Hauchdünn geschnittene Fleischscheibchen und knackiges Gemüse wird auf in den Tischen eingelassenen Gasgrills zubereitet.

Das Beste kommt zum Schluss? Nicht in der Coda Dessert Bar, wo der Nachtisch zum gastronomischen Haupterlebnis befördert wird. Die Patissiers verwöhnen den Gaumen mit Kompositionen wie Bitterschokolade an Pflaume, Haselnuss und Zichorie.

Auch im Kampf gegen die Verschwendung haben sich in Berlin verschiedene Konzepte etabliert. So widmet sich beispielsweise der gemeinnützige Verein „Restlos Glücklich“ der Rettung von Lebensmitteln, die nicht verkaufbar aber trotzdem völlig genießbar sind. Aus krummen Karotten, überreifen Erdbeeren oder Tomaten aus der angedellten Dose werden leckere Gerichte gezaubert und im vereinseigenen Restaurant in Neukölln serviert.

Berlin hat gastronomisch weit mehr als Currywurst und Co. zu bieten. Heute steht die deutsche Hauptstadt für eine kreative Küche an außergewöhnlichen Orten.“

Christian Tänzler, visitBerlin-Pressesprecher

Potsdamer Straße: Neuer Gastro-Hotspot im Zentrum Berlins

Restaurant Panama ©  Visumate

Seit wenigen Jahren bewegt sich etwas auf der bisher wenig glamourösen Potsdamer Straße in Schöneberg. Erst kamen Galerien und Designer, jetzt entdecken namhafte Gastronomen den Kiez für sich.

Mit dem Panama eröffnete ein ruhiger Rückzugsort in der sonst sehr belebten Straße. Im Hinterhof eines ehemaligen Fabrikgebäudes wird auf zwei Etagen und der Terrasse deutsche Küche, verfeinert mit globalen Einflüssen serviert. Das Interieur spielt mit Kontrasten: hohe Decken, große Fenster und schlanke Säulen auf der oberen Etage, warme Lounge-Atmosphäre im Erdgeschoss.

Das Tagescafe Oliv Eat richtet sich mit Kaffeespezialitäten und Zeitgeist-kompatiblen Gerichten wie Avocadotoast, Pulled Pork und Rote-Bete-Salat an das hippe Berliner Publikum. Die Einrichtung gibt sich reduziert-stilvoll mit hohen Decken, Messingtresen, Betonwänden und Stahlmöbeln. Von den Terrassentischen, aber durch die bodentiefe Fensterfront auch aus dem Innenbereich, lässt sich wunderbar das bunte Kieztreiben im Auge beobachten.

Die dänische Kultkette Sticks’n’Sushi eröffnete an der Potsdamer Straße ihre erste Deutschland-Dependance. In der offenen Küche werden japanische Klassiker wie Sushi und Yakitori mit einem skandinavischen Touch versehen.

Berliner Kultsnack: Currywurst

Konnopke’s Imbiss ©  Visumate

Als Snack verspeisen die Berliner gern ihre geliebte Currywurst. Die wurde ja schließlich auch in ihrer Stadt erfunden, nämlich von Herta Heuwer, die sie zum ersten Mal 1949 an ihrem Imbissstand in Charlottenburg anbot. Die Original-Location gibt es nicht mehr, dafür verewigt aber eine Gedenktafel an der Kantstraße 101 die 1999 verstorbene „Grande Dame der Currywurst“.

Einige Wurstbuden haben im Laufe der Zeit Kultstatus erreicht, darunter auch Konnopke’s Imbiss in einem Kiosk unter der Hochbahn im Prenzlauer Berg. Schon 1930 verkauften Max Konnopke und seine Frau Charlotte Bockwürste, Knacker und Wiener in dem Kiez, 1960 boten sie die erste Currywurst Ost-Berlins an – und bis heute ist der Betrieb in Familienhand.

Berliner Küchenklassiker

Auch wenn sich die deutsche Hauptstadt sehr experimentierfreudig zeigt, gibt es sie noch, die traditionelle Berliner Küche: kräftig, deftig, direkt. Eisbein mit Erbspüree, Kalbsleber „Berliner Art“, Sülze mit Bratkartoffeln oder Buletten mit Senf – sie alle gehören zu den Klassikern, die auf heimischen Herden zubereitet werden. Etwa auf dem Herd von Berlins ältester Gaststätte Zur Letzten Instanz, die seit 1621 im Geschäft ist und schon Napoleon und Goethe bewirtet haben soll.

Auch das Wirtshaus Henne, seit 1908 in Kreuzberg beheimatet, genießt Kultstatus. Leider musste John F. Kennedy während seines Staatsbesuches 1963 die Einladung ablehnen, das legendäre Grillhähnchen zu probieren. Immerhin schickte das Weiße Haus eine persönliche Entschuldigung. Noch ein bisschen älter (seit 1902) ist das in der Nähe gelegene Wirtshaus Max & Moritz, wo es das zur Hausmannskost besonders gut passende hauseigene Pils namens Kreuzberger Molle zu trinken gibt.

Galerie

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