Berlin feiert 2023 zwei Jahrestage der Verbundenheit zwischen Berlin und den USA: 75 Jahre Luftbrücke und 60 Jahre Kennedys „Ich bin ein Berliner“-Rede
- Bürgerfest am 24. Juni und Ausstellung ab 29. Juni erinnern an die historischen Ereignisse
- Amerikaner reisen gern nach Berlin
- Neue Attraktion: Dachterrasse des „Tempelhof Tower“ eröffnet Mitte Juli
Berlin, 23. Juni 2023 Berlin erinnert in diesen Tagen gleich an zwei historische Ereignisse. Zum einen jährt sich die historische „Ich bin ein Berliner“-Rede von John F. Kennedy zum 60. Mal. Er hielt sie am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg, damals Sitz des Berliner Bürgermeisters Willi Brandt. Die berühmtesten Worte, die jemals von einem US-Präsidenten auf deutschem Boden gesprochen wurden, symbolisieren die amerikanische Unterstützung für Berlin und ganz Deutschland auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Die Rede fiel mit dem 15. Jahrestag des Beginns der Berliner Luftbrücke zusammen. Während der sowjetischen Blockade waren ab dem 24. Juni 1948 2,2 Millionen Berliner:innen elf Monate lang nur über den Luftweg mit lebenswichtigen Hilfsgütern versorgt worden. Beide historische Ereignisse bilden die Grundlage für die außergewöhnliche Verbundenheit zwischen Berlin und den USA; sie werden jetzt in Berlin gefeiert.
24. Juni: Jubiläumsveranstaltung „Ich bin ein Berliner“ vor dem Schöneberger Rathaus
Das Doppeljubiläum von Kennedys berühmter Rede und der Luftbrücke wird am 24. Juni mit einem deutsch-amerikanischen Freundschaftsfest vor dem Rathaus Schöneberg gefeiert. Einer der Höhepunkte ist die öffentliche Vorführung der Originalrede von John F. Kennedy. US-Botschafterin Amy Gutmann wird neben dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner und Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann ein Grußwort zu dem historischen Anlass sprechen. Chöre und Bands umrahmen das Fest musikalisch. Unter ihnen ist auch die US Air Force Jazz-Band von der Air Base im pfälzischen Ramstein, dem größten US-amerikanischen Militärstützpunkt außerhalb der USA. Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums sind Ausstellungen und eine Lesung im Rathaus Schöneberg. Die Feierlichkeiten sind eine Kooperation mit visitBerlin und werden mit Fördermitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe aus den Zuschüssen für besondere touristische Projekte unterstützt.
29. Juni 2023 bis 12. Mai 2024: Ausstellung zur Luftbrücke am Flughafen Tempelhof
Auf dem Ehrenhof vor der Abflughalle des Flughafens Tempelhof erinnert ab dem 29. Juni eine umfangreiche Freiluftausstellung an die Berlin-Blockade. Dieser Ort war während der Luftbrücke zentraler Anflugplatz der Transportflugzeuge. Drei Berliner Museen organisieren gemeinsam „Blockierte Sieger – geteiltes Berlin“: das Militärhistorische Museum der Bundeswehr Flugplatz Berlin-Gatow, das AlliiertenMuseum Berlin und das Museum Berlin-Karlshorst. Die Ausstellung ist täglich rund um die Uhr geöffnet und dauert bis 12. Mai 2024 – genauso lange wie die Luftbrücke vor 75 Jahren.
Dachterrasse THF Tower
Neues Highlight ab Mitte Juli: Dachterrasse auf dem „Tempelhof Tower“
Am Flughafen Tempelhof, der in diesem Jahr auch seinen 100. Geburtstag feiert, gibt es zudem ab Juli eine neue Attraktion für Berliner:innen und Besucher:innen aus aller Welt: Der sanierte Flughafentower bietet auf der holzgetäfelten Aussichtsterrasse einen Rundumblick auf das Tempelhofer Feld und die Stadt. Zum Eröffnungswochenende am 15. und 16. Juli gibt es ein spezielles Programm, die reguläre Öffnung beginnt dann am 20. Juli. Sehenswert sind auch das historische, scheinbar schwebende Treppenhaus und der Ausstellungsbereich, der die komplette sechste Etage umfasst. Die Eröffnungsausstellung „Horizonte. Flughafen Tempelhof 1990 – 2022“ zeigt dort die jüngere Geschichte und die Transformation des Flughafens hin zu neuen Nutzungsformen. Ein Beispiel dafür ist das Atze Musiktheater „Luftschloss“, das auf dem Flughafengelände für die nächsten Jahre eine neue Bühne findet. Das Amphitheater für bis zu 400 Gäste wird jeden Sommer zum Schauplatz für ein abwechslungsreiches Theater- und Musikangebot. Zum 100. Geburtstag des Flughafens Tempelhof ist ab Oktober ein vielfältiges Jubiläumsprogramm geplant.
Berlin als Städtereiseziel für Amerikaner
USA sind der wichtigste Überseemarkt für den Berlin-Tourismus: Amerikaner:innen haben eine Vorliebe für Berlin
Berlin ist traditionell ein wichtiges Städtereiseziel für die Amerikaner. Die Verbundenheit der USA mit Berlin zeigt sich auch in den Besucherzahlen. Allein von Januar bis April 2023 reisten rund 89.000 Gäste über den großen Teich in die Hauptstadt – ein Plus von 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit belegen die USA Platz eins unter den außereuropäischen Ländern. Im internationalen Gesamtvergleich kommen die USA auf den zweiten Platz hinter dem Vereinigten Königreich und noch vor den Niederlanden, Italien und Polen. Ende Mai haben zwei amerikanische Fluggesellschaften Verbindungen von den USA nach Berlin neu eingeführt oder wieder aufgenommen: United Airlines bietet jetzt Nonstop-Flüge von Newark und Washington Dulles an, Delta verbindet täglich New York JFK mit dem BER. Auch dies ist ein Zeichen für das ungebrochen hohe amerikanische Interesse an Berlin.
Die Hauptstadt ist für viele Amerikaner:innen emotional besonders aufgeladen als Sinnbild für Freiheit und Weltoffenheit. Und viele Gäste aus Übersee, deren Angehörige als Soldat:innen in Berlin stationiert waren, haben auch einen familiären Bezug zur Stadt. Die Stadtgeschichte und das kulturelle Angebot zählen für Reisende aus den USA zu den wichtigsten Gründen für einen Berlin-Besuch. Eine große Rolle spielen auch die vielfältigen Shoppingmöglichkeiten und Attraktionen wie der Zoo und die Weihnachtsmärkte.
„Must visit“: Orte der gemeinsamen Geschichte von Berlin und den USA
Das Amerika Haus in Charlottenburg entstand 1956/57 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung. Es diente zunächst als Kultur- und Informationszentrum für die Vereinigten Staaten in Berlin und umfasste ein Kino, eine Bibliothek und Ausstellungsräume. Bis 2006 wurde es von der US-Regierung betrieben und dann an die Stadt Berlin übergeben. Nach einer gründlichen Renovierung beherbergt das Gebäude heute C/O Berlin, einen renommierten Ausstellungsort für Fotografie und visuelle Medien.
Das Alliiertenmuseum in Dahlem wurde 1998 eröffnet, vier Jahre nach dem Abzug der Alliierten aus Berlin. Früher befanden sich dort ein Einkaufszentrum, ein Kino und eine Bibliothek für die im ehemaligen amerikanischen Sektor stationierten amerikanischen Truppen. Heute bietet das Museum an derselben Stelle eine Reise durch die Geschichte der Westmächte. Zu den Exponaten gehören ein originales Douglas C-54-Flugzeug, ein typischer Willys MB Jeep, das erste Kontrollhäuschen des Checkpoint Charlie und ein erst 2012 zufällig entdeckter Spionagetunnel.
Das vom amerikanischen Architekten Hugh Stubbins entworfene Haus der Kulturen der Welt wurde der Stadt Berlin von der US-Regierung 1957 als Kongresshalle geschenkt. Das beeindruckende Gebäude direkt an der Spree unweit des Regierungsviertels ist bekannt für seine freischwebende Dachkonstruktion, die ihm den Spitznamen „schwangere Auster“ einbrachte. 1989 wurde die Kongresshalle in das Haus der Kulturen der Welt umgewandelt und entwickelte sich zu einem bedeutenden Veranstaltungsort für Kunst aller Art und aus aller Welt. Vor wenigen Tagen trat dort der aus Kamerun stammende Autor und Biotechnologe Bonaventure Soh Bejeng Ndikung die Stelle des Intendanten und Chefkurators an. Er sieht sein Haus als Beitrag für die „Suche nach einem besseren Zusammenleben in und mit dieser Welt“.
Auch darüber hinaus finden sich in der ganzen Stadt amerikanische Orte und Lebensart, etwa die Amerika-Gedenkbibliothek als eine der größten Bibliotheken Berlins, der ehemalige Grenzübergang Checkpoint Charlie als Schauplatz des Kalten Krieges und Zeuge zahlreicher Fluchtversuche aus Ost-Berlin oder die American Church Berlin e.V., die zu internationalen Gottesdiensten für Berliner und Nicht-Berliner einlädt. Frühstück auf Amerikanisch, Kuchen im New Yorker Stil, Burger und andere Klassiker der US-Küche – auch das American Food wird in Berlin groß aufgetischt.
Donut-Anekdote
Zum Abschluss etwas Süßes: Das „Ich bin ein Donut”-Missverständnis in Amerika
Spricht man mit Amerikanern über Berlin, kommt eine Anekdote fast immer zur Sprache: „Ich bin ein Berliner“ ist das weltbekannte Zitat aus der Rede John F. Kennedys am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg. Nach wie vor hält sich das Gerücht, Kennedys Wendung sei von den Berlinern als „Ich bin ein Berliner (Pfannkuchen)“ verstanden worden, worauf sie in großes Gelächter ausgebrochen seien. Obwohl an dieser Darstellung nichts stimmt, erfreut sie sich in den USA immer noch großer Beliebtheit und wird immer wieder meist als “I am a jelly(-filled) doughnut” zitiert.