Nachwuchsblog: Neuling vs. Urberliner: Zwei Perspektiven, eine Stadt und ganz viel Chaos.
Dieser Artikel ist Teil des visitBerliner Nachwuchsblogs und von unseren Auszubildenden und Dual-Studierenden verfasst.
von Jano & Julius
Jano: Für mich als 27-jährigen born & raised Berliner „Original“ wie manche zu pflegen sagen, ist es fast schon eine persönliche Mission, meiner Heimat über die Ausbildung bei visitBerlin etwas zurückzugeben. Ich kenne die Stadt wie meine Westentasche - naja zumindest den Liniennetzplan. Ja gut, halt nur den der U2 & U8.
Julius: Als Kind der Kleinstadt, dass nun den Sprung in die große weite Welt wagt, ist es für mich eine tolle Möglichkeit meine Ausbildung bei visitBerlin zu bestreiten. Ich kenne die Stadt nicht so gut, wie meine Westentasche. Nicht mal den Liniennetzplan. Aber hier beginnt für mich die persönliche Challenge!
So stellen sich Ur- und Neuberliner dem turbulenten Alltag in der Stadt:
1. Heimatgefühl vs. Hauptstadt:

Jano: Heimat ist für mich der Späti-Besitzer, der mich Meister nennt, aber mich noch nie nach meinem Namen gefragt hat. Es ist der Park, in dem ich meine ersten Skateboard-Versuche & Bier-Verkostungen gemacht habe und das Haus, in dem ich schon aufgewachsen bin, als Berlin noch arm, aber sexy war. Ich bin hier nicht einfach nur zu Hause, ich bin Teil des Mosaiks dieser Stadt.
Julius: Angekommen in Berlin - das komplette Gegenteil von „jeder kennt jeden“ und der Bäcker fragt, ob du "das Übliche" willst. Hier in Berlin? Hier fragt dich höchstens mal jemand, ob du Feuer hast - meist ohne Zigarette. Dafür kennt man sich hier immer über drei Ecken. Ich vermisse zwar, zu jeder Kreuzung eine Geschichte auf Lager zu haben, dafür kann ich jetzt hier neue Erinnerungen schaffen und Teil des großen Ganzen werden.
2. Wohnungssuche vs. Wohnung finden in Berlin:

Jano: Eine bezahlbare Bleibe in Berlin zu finden, ist wie einen Platz in der U8 zur Rushhour - möglich, aber mit viel Glück und Schweiß verbunden. Wie in meinem Fall: Eine ehemalige Kommilitonin hat mir eine bezahlbare Wohnung unter ihrer angeboten und ist seither meine Nachbarin und ich ihr Late-Night-Supermarkt.
Julius: Als Neuling ist es ohne die notwendigen Connections nicht so leicht. Denn noch bevor die Ausbildung startet, beginnt das Drama mit der Wohnungssuche: WG-Castings mit 30 Mitbewerber:innen und mindestens zwei davon haben ein Urban-Gardening-Projekt ist hier ganz üblich. So habe ich`s zumindest gehört. Ich bin in die WG meiner Freundin eingezogen und hatte das Zimmer vor dem Ausbildungsplatz. Der Umzug nach Berlin mit dem Sprinter, war dafür nicht ganz so leicht.
3. ÖPNV-Alltag vs. BVG-Drama:

Jano: Da ich mich mein Leben lang durch die Parfumwolken der U2 gekämpft habe, konnte ich mich schnell an den abgestandenen Duft und die Selbstgespräche in der U8 gewöhnen, seitdem ich aus dem besonnenen Westen in den kalten Norden umgezogen bin. Das war auf jeden Fall ein Tapetenwechsel auf allen Ebenen. Nun fahre ich andere Strecken, habe aber die gleichen Probleme: Baustellen, Umleitungen und Schienenersatzverkehr - mich wird hier wahrscheinlich auch nichts mehr überraschen.
Julius: Lebst du in Berlin, bist du Teil der BVG-Welt. U2, U6, U8. Wer soll da schon durchsteigen? Es soll vorgekommen sein, dass ich die falschen Verbindungen genommen habe. Google Maps ist wohl auch neu in Berlin. Trotz allem: Verspätungen, Durchsagen in Rätselsprache und Mitfahrer:innen, die definitiv keinen Podcast hören, gehören dazu und machen den Berliner Charme doch auch irgendwie aus.
Resümee:

Egal ob Urberliner:in oder frisch zugezogen - am Ende sitzen wir alle im selben (meist verspäteten) U-Bahn-Waggon. Der eine kennt jede Ecke der Stadt, der andere entdeckt sie mit großen Augen und doch teilen beide die Liebe zum besonderen Wahnsinn Berlins. Die Stadt nimmt dich nicht an die Hand, sie lässt dich einfach loslaufen. Manchmal stolperst du, manchmal findest du deinen eigenen Rhythmus. Und genau dazwischen entsteht ein neues Gefühl von Zuhause. Eins, das Platz für alle hat, die mutig genug sind, es so zu nennen.