Smarte Architektur: Das Gebäude von Heute denkt mit
Wer sehen will, wie schön und praktisch nachhaltiges Bauen sein kann, der ist in Berlin am richtigen Ort. Der Mauerstreifen und zahlreiche andere Brachen haben Architekten in den vergangenen Jahren viel Platz geboten, um ihre Visionen zu verwirklichen. Entstanden sind Bauwerke mit geringem Energieverbrauch und kluger Ressourcennutzung, die ein gesundes Umfeld zum Wohnen und Arbeiten bieten.
Das beginnt schon bei Berlins prominentestem Gebäude: dem Reichstag. Die von Norman Foster entworfene Glaskuppel funktioniert als Tageslichtsystem, Energie kommt unter anderem aus einem komplexen Kälte- und Wärmespeichersystem im Grundwasser. Auch der Rest des Regierungsviertels erfüllt modernste Anforderungen bezüglich Ressourcenschonung und Umweltschutz. Das Jakob-Kaiser-Haus etwa hat nicht nur ein begrüntes Dach mit Fotovoltaik-Zellen, sondern auch eine spezielle mehrschichtige Glasfassade, die für Wärmedämmung sorgt.
Auch „unpolitische“ Berliner Gebäude stehen ganz im Zeichen des Klimaschutzes. International gefeiert wurde die durchdachte Architektur des von Sauerbruch Hutton entworfenen GSW-Hochhauses in der Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße. Die Energiesparfassade besteht aus vielen in zarten Rottönen schillernden Sonnenschutzlamellen, die ein subtiles Farbenspiel schaffen. Ein anderes Beispiel für umweltbewusstes Bauen ist die ebenfalls von Norman Foster entworfene Philologische Bibliothek der Freien Universität in Berlin-Dahlem. Das sogenannte „Berlin Brain“ verbindet Ästhetik mit Klimaschutz. Die gesamte Elektro- und Heizungsenergie stammt zum Beispiel aus Rapsöl-betriebenen Motoren. fu-berlin.de/en/sites/philbib/index.html
Im Schatten des Schöneberger Industriedenkmals Gasometer entsteht mit dem „Euref-Campus“ ein intelligentes Stadtquartier. Ökologisch und ökonomisch nachhaltige Ideen sollen den Büro- und Wissenschaftsstandort zu einem europäischen Zentrum für Innovationen und Zukunftsprojekte machen. Die Nutzung regenerativer Energiequellen wie Solar- und Windenergie, Biogas und Geothermie und ein lokales „Micro Smart Grid“ sorgen für niedrige Energiekosten und geringen CO2-Ausstoß. Zum Areal gehört auch ein Erprobungszentrum für Elektromobilität. Auf dem rund 55.000 Quadratmeter großen Gelände sollen in den nächsten Jahren 25 Gebäude und bis zu 5.000 Arbeitsplätze entstehen. euref.de
Wie die Berliner vielleicht in Zukunft wohnen werden, wird derzeit im so genannten „Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität“ erprobt. Das vom Bundesbauministerium errichtete Forschungsobjekt vereint auf 130 Quadratmetern Wohnfläche die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet der Energieeffizienz. Dank Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage produziert das Haus mehr Strom als seine Bewohner verbrauchen. Die Energie, die das Haus erzeugt, wird gespeichert und kann dazu genutzt werden, Elektrofahrzeuge an der hauseigenen Ladestation zu betanken. Das Haus wird phasenweise von Testfamilien bewohnt, zu anderen Zeiten steht es Besuchern offen. forschungsinitiative.de/effizienzhaus-plus
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