Bewusstes Einkaufen, Ökomode und Circular Economy

green Shopping ©  visitBerlin, Foto: Philip Koschel

Riesige Bio-Märkte, vegane Kaufhäuser, Outlets für gerettete Lebensmittel und verpackungsfreie Supermärkte - in Berlin können Verbraucher direkt Teil des Wandels werden. Im Bezug auf umweltgerecht- und ethisch hergestellte Mode gibt die Hauptstadt den Ton für nachhaltige Labels und Upcycling Designer aus der ganzen Welt an. Richtungsweisend für zukunftsfähiges Design und Zero Waste Produktion, behauptet sich Berlin als Ankerstelle für Startups und Pioniere der Kreislaufwirtschaft.



Wer die ganze Bandbreite des nachhaltigen Konsums entdecken will, kann sich auf dem Berliner Heldenmarkt umschauen. Die erste Verbrauchermesse rund um nachhaltigen Genuss, Konsum und energieeffiziente Technik präsentiert jährlich im Herbst rund 100 Aussteller. heldenmarkt.de/heldenmarkt-berlin



Lebensmittel kaufen mit gutem Gewissen

Der Gedanke der Nachhaltigkeit hat in der Stadt schon eine lange Tradition, die bis in West-Berliner Zeiten zurückreicht: Schon 1978 eröffnete in Kreuzberg der erste Bioladen. Im Prenzlauer Berg befindet sich nach eigenen Angaben der größte Biosupermarkt Europas. Schadstofffreie Bekleidung, Naturkosmetik, aber vor allem jede Menge ökologisch gesunder Lebensmittel gibt es bei LPG am Senefelderplatz. Das Sortiment umfasst 18.000 Produkte auf 1.600 Quadratmetern über zwei Etagen. lpg-biomarkt.de



Etwas weiter nördlich hat sich die Schivelbeiner Straße den Titel der "weltweit ersten vegane Allee" verdient. Wer ganz ohne tierische Produkte leben will, findet hier seit 2011 mit Veganz die erste und größte vegane Supermarktkette Europas, in der Kunden mit einer riesigen Auswahl an veganen Lebensmitteln sowie Büchern, Haushaltsprodukten, Naturkosmetik und einem kleinen Bistro versorgt werden. Nur zwei Türen weiter können nachhaltig orientierte Kunden übrigens gleich auch bei avesu vegane Schuhe und bei DearGoods vegane Mode kaufen. An der lebhaften Warschauer Straße in Friedrichshain teilen sich Veganz und avesu eine ebenso beeindruckende Fläche. veganz.de/en , avesu.eu , deargoods.com



Seit 2014 ist im Supermarkt Original Unverpackt der Name Programm: Alle Produkte werden verpackungslos angeboten, eingekauft wird mit wiederverwendbaren Beuteln und Vorratsgläsern. Das Sortiment bietet alles für den alltäglichen Bedarf, wie Lebensmittel, Reinigungsmittel und Beautyprodukte. Ein weiterer Laden, der komplett ohne Plastik auskommt, eröffnete 2017 in Prenzlauer Berg. Abgesehen von Plastik ist Der Sache Wegen auch zu 100% vegan, frei Palmöl und es kommen ausschließlich hochwertige Bio- und Fairtrade Produkte ins Haus. original-unverpackt.de , der-sache-wegen.de



 

Nachhaltige Mode: Gut aussehen und Gutes tun

Im Bereich grüne Mode ist Berlin globaler Hotspot. Mit einer eng vernetzten Szene, zahlreichen branchenbezogenen Networking-Events und allerlei Experimentiermöglichkeiten ist die Spreemetropole Anlaufstelle für nachhaltige Modelabels, Upcycling-Designer und Textilinnovatoren aus aller Welt.



Die Zeiten, in denen sich nachhaltige Designs, Bio-Fasern und fair produzierte Mode im Schatten versteckten sind vorbei. Ebensowenig fehlt es an grüner Mode „made in Berlin“. In Neukölln produziert die talentierte Modedesignerin Mareike Ulman im Hinterzimmer ihres Geschäftes WESEN exklusive Mode aus öko-zertifizierten Stoffen unter ihrem eigenen Label, “format”. Ergänzt wird das Angebot durch die Kreationen gleichgesinnter Designer, wie etwa öko-faire Stiefel, Unterwäsche oder Schmuck. Alle haben das gleiche Ziel: höchste Produktqualität mit den höchsten ethischen Standards zu vereinen. wesen-berlin.com



Natascha von Hirschhausen ist eine preisgekrönte Fair Fashion Designerin, die in Berlin Wedding ihre eigene Highend-Modelinie produziert und dabei sogut wie keine Materialien verschwendet. Ihr Label steht für minimalistische, zukunftsorientierte Stile, lokale Produktion, aufwändige Schnitte und kompostierbare Materialien, frei von jeglichen Kunstfasern. Somit garantiert sie soziale und ökologische Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. nataschavonhirschhausen.com



Ein weiteres innovatives Fair Fashion Label aus Berlin hat seinen Showroom unweit der Kreuzberger Markthalle Neun: FOLKDAYS befähigt kleine Handwerksleute in abgelegenen Regionen, ihren Lebensunterhalt mit ihrer Kunst zu verdienen. Jedes Stück wird unter Verwendung feinster, ethisch-bezogener Materialien handgefertigt und repräsentiert eine erlesene Technik, Kultur oder Tradition des jeweiligen Herkunftslandes. folkdays.com



Der größte Concept-Store für umweltfreundliche vegane Mode in Berlin ist LOVECO in Friedrichshain, der mit einer breiten Palette ästhetisch-nachhaltiger Marken und modernen Streetwear-Labels aufwartet. Ob Kleidung, Schmuck oder Accessoires, jedes Produkt wird von Gründerin Christina Wille von Hand ausgewählt und entspricht den neuesten Mode-Trends. Ein Konzept, das aufgeht: Während sich die zweite Filiale in Kreuzberg auf vegane Schuhe und Accessoires konzentriert, eröffnete LOVECO gerade den dritten Laden in Schöneberg. loveco-shop.de

nachhaltige Mode ©  Credit: Tero Vesalainen / Alamy Stock Photo

Weitere nachhaltige Modeläden, die einen Besuch wert sind

  • Moeon, Kreuzberg
  • Supermarché, Kreuzberg
  • homage Store, Kreuzberg
  • Süßstoff *bio *fair *vegan, Neukölln  
  • Wunderwerk, Mitte + Prenzlauer Berg
  • Wertvoll, Prenzlauer Berg
  • Marin et Marine, Kreuzberg
  • Standard Saubere Sachen, Neukölln
  • Jyoti - Fair Works, Neukölln
  • Corvera Vargas

Naturkosmetik, die qualitativ mit den großen Marken mithalten kann: Und Gretel produziert hochwertiges Make-up mit natürlichen Inhaltsstoffen, glanzvollen Farben und langer Haltbarkeit. Dabei verwenden die zwei Gründerinnen Inhaltsstoffe, wie nur die Natur sie selbst zu bieten hat: Ohne synthetische Konservierung, ohne chemische Bestandteile. Bio-Kosmetik und Beautyprodukte mit ähnlichen Werten gibt es auch im Ponyhütchen Flagshipstore in Prenzlauer Berg oder bei Urban Cosmetics in Kreuzberg. undgretel.com , ponyhuetchen.com/berlin , ucberlin.com/en

 

Vom Abfall- zum Trendprodukt: Upcycling Fashion & Kreislaufdesign

In den letzten Jahren hat sich Berlin als Innovationsstandort der Kreislaufwirtschaft einen Namen gemacht. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basieren auf radikaler Abfallreduzierung sowie der Wiederverwendung oder -verwertung aller Materialien entlang der Produktlebenslinie. Typisch für Berlin, nimmt eine neue Liga von Designern, Startups, Kreativschaffender und Bürgerinitiativen die Dinge selbst in die Hand. Das Ziel: eine Stadt von morgen, in der es keinen Abfall mehr gibt. Utopisch? Nicht in Berlin.

 

Abfall zu reduzieren und gleichzeitig etwas Schönes zu schaffen, das ist das Prinzip des Upcyclings. Nötig, denn die Textilindustrie erzeugt in jedem Produktionsschritt ca. 10 bis 20% Abfall. Glücklicherweise hat Berlin progressive Designer, die versuchen, das zu ändern, beispielsweise Kate Pinkstone, Inhaberin des SHIO Store in der Weichselstraße in Neukölln. Für ihre zeitlosen und modernen Designs verwendet sie bereits vorhandene Kleidungsstücke wieder und haucht ihnen neues Leben ein, indem sie Elemente und Schnitte gekonnt verbessert und sie so zu puristischen, langlebigen Unikaten macht. shiostore.com

 

In ihrem Atelier am Moritzplatz in Kreuzberg verwandeln Julia Hermesmeyer & Hanna Sin Gebauer alte Jeans und andere Post-Consumer-Abfälle in individuelle Upcycling-Taschen und -Accessoires. Ihr Label Dzaino steht zugleich für minimalistische und ästhetische Designs, die traditionelle Patchwork-Techniken mit gebrauchten Denim-Materialien vereinen. Damit beweist das Duo, dass auch kleine Marken einen Unterschied machen können. dzaino.com

 

Auch Shooting Star Daniel Kroh seit einigen Jahren in aller Munde. In seinem Studio im Wedding kreiert der Berliner Designer Mode aus alter Arbeitskleidung – „ReClothings“ heißt sein Recycling-Projekt. danielkroh.com

 

Eine junge Berliner Nonprofit-Organisation geht mit dem Upcycling-Konzept noch einen Schritt weiter: mimycri sammelt kaputte Flüchtlings-Schlauchboote an der griechischen Küste ein. Statt dort als Müll zu verenden, werden die Bootsreste nach Berlin gebracht und von einem talentierten Team aus Schneidern und Designern mit Migrationshintergrund zu schicken Taschen und Rucksäcken weiterverarbeitet. mimycri.de

 

Inmitten der trendigen Modeboutiquen der Rosenthaler Straße setzt der Flagship-Store des spanischen Labels Ecoalf ein Zeichen, dass es keinen zweiten Planeten gibt. Für gutes Aussehen verschwendet die zertifizierte “BCorp” um Desginer Javier Goyeneche keine natürlichen Ressourcen, sondern reinigt lieber den Ozeanboden von Plastikmüll und alten Fischernetzen, die dann zu stylischen, hochwertigen Modestücken umgewandelt werden. ecoalf.com/de , bcorporation.net

 

Auch Berlins Schmuckdesigner begrüßen diese Mentalität der Wiederverwertung. Das kleine Kreuzberger Label Umiwi - not a fairy tale hat sich auf handgefertigten Schmuck aus recyceltem Silber und Gold spezialisiert und arbeitet dafür mit benachteiligten Jugendlichen, Frauen und indigenen Bergvölkern in Thailand, Mexiko und Indien. Zudem finanziert ein Teil der Erlöse die CLEAN-Kampagne, welche Berliner Gastronomiebetriebe dazu anregt, Plastikmüll zu reduzieren und nachhaltig mit Wasser umzugehen. In Schöneberg verkauft Birgit Schlemmer in ihrer Galerie The Fair Traders seit 2016 ihre eigene Schmucklinie sowie die Werke handverlesener internationaler Designer und Goldschmiede. Der Name ist richtungsweisend: Kunden finden hier exquisite Trauringe aus fair gehandeltem Gold und Edelmetallen, Upcycling-Ohrringe aus dem Glas alter Weinflaschen oder Halsketten aus recyceltem Silber. umiwi.info , the-fair-traders.de

 

Designer von Möbeln und Haushaltswaren haben das Potenzial des Upcycling bereits vor Jahren für sich entdeckt. Der Berliner Schriftsteller Ulf Geyersbach hat seine zweite Berufung gefunden, indem er alte Hölzer von Prenzlauer Bergs Straßen rettet. Anschließend verarbeitet er es zu handgefertigten Unikatmöbeln, von denen jedes eine eigene Geschichte erzählt. In seinem Atelier veranstaltet Geyersbach zudem Upcycling-Workshops, Lesungen und andere kreative Events. Noch ein talentierter Kunsthandwerker, der Materialien aus den Straßen seines Kiezes ein zweites Leben gibt, ist Jesper Jensen: In seinem Loft-Atelier in Berlin Wedding stellt der in Dänemark geborene Glasbläser nachhaltige Designerglaswaren aus alten Weinflaschen her. Und im Kreuzberger Bergmannkiez nutzt das kreative Frauen-Duo von Raffinesse & Tristesse alte Blechdosen als Ausgangsmaterial für bunte Hocker und Küchenelemente. jesper-jensen.com , geyersbach.com , rafinesse-tristesse.com

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